Heute kaum noch vorstellbar, aber auf der Lippe verkehrten damals tatsächlich Handelsschiffe. Den meisten Lippstädtern ist der damalige Schifffahrtskanal heute nämlich als das Naherholungsgebiet „Grüner Winkel“ bekannt.
Zu der Zeit als Peter Brülle damals sein Geschäft eröffnete, war Lippstadt durch Vertrag vom 17. Mai 1850 des Königs von Preußen mit dem Lippeschen Fürsten gerade preußische Kreisstadt geworden. Lippstadt lebte damals hauptsächlich von der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Und das wirtschaftliche Wohlergehen war damit abhängig von Ausweitung des Handels durch die Lippeschifffahrt. Die Lippe war 1816 zum ersten Mal von einem beladenen Kahn befahren worden. Ab 1819 wurden dann regelmäßige Fahrten auf dem streckenweise regulierten Fluss bis nach Lippstadt eingerichtet. Anfangs waren nur 11 Schiffe vorhanden, 1825 stieg die Zahl auf 43 und 1836 auf 78. 1830 wurde die Schleusenanlage in Lippstadt als letzte von 19 Lippeschleusen dem Verkehr übergeben. Nun konnte der Fluss auch bis hinter Boke befahren werden.
Um die Lippstädter Mühlen zu umgehen wurde in den folgenden 2 Jahren der Schifffahrtskanal zwischen Lippe und nördlicher Umflut gebaut, der eine Weiterfahrt zum Oberlauf der Lippe ermöglichte. Den Kanal gibt es auch heute noch, die Schleuse im Grünen Winkel ist schon lange verschwunden.
Unterhalb dieser Schleuse befand sich der Lippstädter Hafen, der sogar einen zollfreien Teil, also einen kleinen Freihafen hatte. 6 Tage brauchte damals ein Schiff von der Lippemündung in Wesel bis Lippstadt. Durch die Schiffbarmachung der Lippe nahm die Ausfuhr von Getreide, Salz, Wolle, Pottasche, Branntwein, Glas, Leinwand und Schiefer enorm zu. Importiert wurden Wein, Konlonialwaren, Tannenholz und Steinkohle.
Im Jahr 1884 wurde der Schiffsverkehr auf der Lippe schließlich völlig eingestellt. Nun kam die Eisenbahn ins Spiel. Aber dazu mehr beim nächsten Mal.