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Eine Ära geht zu Ende

Während Peter Brülle sein junges Unternehmen allein weiterführte (wir erinnnern uns, Hermann Schmeltzer verstarb viel zu früh) und seine Kinder heranwuchsen, bekam Lippstadt Eisenbahnanschlüsse in 5 verschiedene Richtungen: nach Paderborn, Hamm, Beckum, Warstein und Wiedenbrück. 1898 wurde der Nordbahnhof errichtet. In dieser Zeit entstanden die villenartigen Häuser am Lippertor. Die Stadt wuchs in dieser Zeit […]

Während Peter Brülle sein junges Unternehmen allein weiterführte (wir erinnnern uns, Hermann Schmeltzer verstarb viel zu früh) und seine Kinder heranwuchsen, bekam Lippstadt Eisenbahnanschlüsse in 5 verschiedene Richtungen: nach Paderborn, Hamm, Beckum, Warstein und Wiedenbrück. 1898 wurde der Nordbahnhof errichtet. In dieser Zeit entstanden die villenartigen Häuser am Lippertor. Die Stadt wuchs in dieser Zeit in alle Richtungen.

Peter Brülle war ein sparsamer Mann. Sicherlich hatte er gut gewirtschaftet und es zu seiner Zeit bereits zu Wohlstand gebracht, dennoch hielt er seine Kinder stets zu Sparsamkeit an. Ein Brif vom 28. April 1885 an seinen Son Rudolph nach Berlin, der sich zu dieser Zeit beim Militär befand, beweist das:

“Lieber Rudolph, hierbei sende ich dir pro May den Betrag von M300 und bitte wiederholt gehe haushälterisch damit um. Die Verdienste sind so schlecht in Folge der Concurrenz, dass man wahrlich sparen muss. Mit vielem hält man Haus, mit wenigem kommt man aus – dies alte Sprichwort solltest du namentlich beherzigen. Du musst sparen lernen, und kannst auch sparen, das lasse ich mir gar nicht ausreden!…”

Peter Brülles ältester Sohn Fritz, geboren 1855, trat schon einige Jahre vor dem Tod des Vaters ins väterliche Unternehmen ein und qualifizierte sich für die Nachfolge. Während eines Urlaubsaufenthaltes der Eltern vertrat er den Vater im Geschäft und schrieb am 31.07.1879 in einem Brief: “Die Gelder gehen sehr schlecht ein, so dass ich Mühe habe, sie zusammen zu bringen…Somit bleibt auch das Incasso aus und es wird nichts verkauft, da Aufträge schriftlich gar nicht eingehen. Nun ist bald die Sauerländer Tour fällig und Hamm, Werl, Rüthen, Erwitte muss noch abgemacht werden. Im Sauerland wird uns Epping wohl zuvor kokommen. In feinem Ceylon-Caffee müssen wir unbedingt etwas kaufen und will Wintzer auf unsere Anfrage um Offerte morgen Nachmittag nach hier kommen. Ich denke, dass ich etwas von ihm kaufe!…

Auch mit Personalproblemen musste sich der 24-jährige während der Abwesenheit seines Vaters herumschlagen: “Mit dem Engagieren eines jungen Mannes würde ich noch warten, bis die Sache mit Holtkemper geordnet ist. Dann halte ich Meyer auch nicht für den richtigen Mann, um einem Lager vorstehen zu können. Er ist zu jung und hat die nötige Übersicht nicht. Was meinst Du, wenn wir Meyer vorn behielten und einen Magaziner engagierten? Mit dem Ersatz für mich hat es noch Zeit…Mit Altenschmidt bin ich gar nicht zufrieden. Heute Morgen hat er wieder einen sog. Dummen Jungen-Streich gemacht, dass ich ihm ganz gehörig die Wahrheit gesagt und erklärt habe, auf den Fall später zurückzukommen!”

Der gesamte Brief enthält nur wenige private Zeilen, dafür umso mehr Anmerkungen und Details über das Geschäft, die finanzielle Situation, die Angestellten.

Peter Brülle starb am 29. März 1886 im Alter von 60 Jahren an Nierenentzündung. Mit ihm ging eine Ära zu Ende. Seine Frau Bertha übernahm genau genommen zwei Unternehmen: Die Firma Einzelhandel und Kohlehandel Peter Brülle und das Großhandelsnunternehmen Brülle & Schmeltzer. Die Witwe führte die Firma Brülle & Schmeltzer als alleinige Inhaberin bis ins Jahr 1901. Der Einzelhandel mit dem Kohlegeschäft ging an den jüngsten Sohn Hermann. Fritz behielt weiterhin die bestehende Prokura. Briefen zufolge war er derjenige der Brüder, der im Außendienst unterwegs war. Die Geschäftsleitung übernahm er allerdings erst 1901, gemeinsam mit seinem 8 Jahre jüngeren Bruder Rudolph. Viele Jahre lang hatten sich die damals 46 und 38 Jahre alten Brüder auf diesen Tag vorbereitet.

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