Ausbildung im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert lief Ausbildung noch anders als heute! Und Peter Brülle war ein Mann, der hohe Anforderungen an seine Lehrlinge stellte, was aus der hohen Verantwortung entstand, die er für seine Mitarbeiter empfand.

Er führte sein Unternehmen im alten patriarchalischen Sinne, was bedeutete, dass ein strenger Maßstab für Geschäftsmoral und persönliche Tugend angelegt wurde. Einem Brief, den er 1860 an den Vater eines Lehrlings schrieb, können wir entnehmen, was dies für ihn bedeutete:

„Ihr Schreiben vom 10. Januar höflich beantwortend bin ich bereit, Ihrem Sohn Carl die fragliche Lehrstelle in meinem Geschäft zu geben, falls seine Persönlichkeit mir gefällt, seine Kenntnisse ausreichend sind und Ihnen meine Bedingungen convenieren. Man hat bei mir eine harte Lehrzeit, so dulde ich ich nimmer bis zur letzten Stunde seiner Lehre ein aus dem Hause gehen während der Woche, auch bin ich sehr sparsam mit der Erlaubnis an Sonntag Nachmittagen aus dem Hause zu gehen; dagegen ich halte drauf, dass meine jungen Leute mindestens alle ein um den anderen Sonntag die Kirche besuchen und jährlich mindestens einmal zum Heiligen Abendmahl gehen.

Im übrigen müssen meine Lehrlinge um 6 Uhr morgens, wo meine Arbeitsleute kommen, fertig angekleidet sein, um selbige einzulassen und die Firma zu öffnen etc. Von diesen abgesprochenen Regeln gehe ich nie ab, weil ich zur Überzeugung gelangt bin, nur auf diesem Wege ist es möglich zu machen, einem Lehrling die richtige Grundlage zu geben.

Convenieren Ihnen diese meine Bedingungen, dann bitte ich um gefl. schriftliche Nachricht durch Ihren Sohn, um dessen Handschrift kennen zu lernen, so wie es mir angenehm wäre denselben persönlich hier zu sehen und zu erfahren, ob er bald eintreten kann.“

Wie sehr sich die Arbeits- und Ausbildungszeit doch in den den letzten 170 Jahren gewandelt hat. 😅 So wäre es doch heute undenkbar, dass der Arbeitgeber den jungen Menschen vorschreibt, wann und wie oft sie unter der Woche „ausser Hause gehen“. Die Bedingungen haben sich also deutlich verändert, ausbilden tun wir heute immer noch gern.

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